Wolfgang Znaimer

„Sie haben uns alles genommen, wir können dort nicht mehr hin“

Herr Wolfgang Znaimer ist am 5. Mai 1933 in Slavonice geboren. Sein Elternhaus beim oberen Platz Nr. 79 wurde schon im Jahre 1576 gebaut und nach einem Feuer in der Stadt im Jahre 1760 neu erbaut. Von dieser Zeit haben nur Deutsche in diesem gewohnt, bis zur Abschiebung. Die Eltern von Wolfgang Znaimer, Teobold und Stefanie Znaimer, geborene Österreicherin, haben in diesem Hause ein Geschäft betrieben mit kolonialer Ware und einer Eisenhandlung.

Herr. Wolfgang Znaimer hat noch einen zweiten Namen- Johann. Wie er zu diesem Namen kam, ist eine interessante Geschichte. Obwohl in Slavonice großteils Deutsche gewohnt haben, war der Pfarrer Tscheche. Als Theobold Znaimer vom Pfarrer bei der Taufe des neugeborenen fragte, wie sein Sohn heißen soll, hat dieser geantwortet, dass sein Name Wolfgang sein soll. Der Pfarrer war sichtlich erstaunt und fragte ob der Junge nicht zwei Großväter habe und das dieser nach wenigstens einem von ihn benannt werden sollte. Der eine Großvater hieß z.B Wenzel der andere Johann. Sie haben vereinbart das der Junge Wolfgang heißen wird und der zweite zugeteilte Name Johann sein wird. Nach der Taufe bemerkte Teobold Znaimer: „Sie wollten nicht den deutschen Namen Wolfgang und jetzt haben sie erst einen richtig deutschen Namen. Wie Johann Wolfgang Göthe, nur andersrum.

Sonst erzählt Wolfgang über das Leben in Slavonisce eher als ruhiges Leben. In der Nationalität wurden in gänglichen Leben zwischen Tschechen und deutschen Einwohnern keine Unterschiede gemacht. Auch in verschiedenen Verbänden im Dorf z.B. im Musik- oder Schiessvereinen oder beim Turnen waren die Mannschaften gemischt. Ähnlich benahmen sich die Menschen in der Kirche. Sowie die Deutschen so auch die Tschechen haben gesungen, haben geübt und gemeinsam gebetet.

Obwohl die Tschechen die Minderheit dargestellt haben, war in Slavonice noch vor dem Jahr 1938 im Herrenhaus der Familie Zachariáš aus Jindřichův Hradec eine tschechische allgemeine Schule. Als im Jahr 1938 in Jahre der sogenannten Befreiung die Stadt Adolf Hilter besuchen wollte, wurde eine große Parade veranstaltet. Alle Vereine, Einheiten der SA, der Flug- und Motor Klub der NS, die Hitlerjugend, die Schulen und der NS Kindergarten versammelten sich damals beim Adolf-Hitler-Platz. Selbst Znaimer, welcher vom Jahre 1938 die allgemeine Schule besuchte und später die Stadtschule, war selbst in der Hitlerjugend. Er erinnert sich noch daran, wie er gemeinsam mit Freunden das Jerimaja Tor mit Baumwurzeln verbarrikadierte, damit die den Einmarsch der Roten Armee nach Slavonice aufhalten. Die Einwohner von Slavonice haben nämlich die Hoffnung aufgegeben und haben weiße Betttücher aus ihren Fenstern gehängt, um die Kapitulation zu zeigen. Die Mitglieder der SS wollten diese Niederlage aber nicht akzeptieren. Sie sind durch die Stadt gefahren und haben die weißen Betttücher angeschossen. Den Jungs beim Jeremaier Tor haben sie allerdings gesagt, dass sie die Wurzeln vom Weg nehmen sollen, dass sonst das ganze Tor geschädigt wird, wenn ein Tank hineinfahren würde.

Die Besetzung der roten Armee war für die Einwohner von Slavonice eine schlimme Zeit.  Alle Nachbaren Znaimers waren gemeinsam mit ihnen in ihrem Haus Nr. 79. Gemeinsam haben sie es verbarrikadiert mit schweren Säcken voller Zucker und anderen Sachen, damit die Russen keinen Eintritt bekommen konnten. Vor allem die Frauen sind heute froh, dass sie vor den Okkupanten beschützt wurden.

Kurz danach musste die Familie Znaimer und gemeinsam mit ihnen der Restes der deutschen Einwohner von Slavonice die Stadt verlassen. Stefanie Znaimer hatte grade Džuveč (Kroatischer Reis mit roter Soße und Gemüse, gegeben als Beilage) als im Juni 1945 aus dem Amplifon eine Stimme mitteilte: „Achtung, Achtung! Innerhalb von zwei Stunden müssen alle deutschen Einwohner die Stadt verlassen. Mitnehmen dürfen sie nur, was sie tragen können!“ Schnell packten sie Essen ein und taten dieses Wolfgangs kleiner Schwester in den Kinderwagen und jeder ihrer zwei Söhne zieht sich Hosen und Lederhosen an.  Dem kleinen Wolfgang haben sie dann einen kleinen Koffer auf den Weg gegeben, welcher in den letzten Jahren vorbereitet war für den Fall, dass es bei einem Luftangriff nötig wäre schnell zu fliehen. In diesem Koffer befanden sich alle wichtigen Papiere. Eine Ansammlung aller wichtige Dokumente wie z.B: ein Inventar der Vermögenswerte mit dem Eisenhandel, die Geburtsurkunden, die Heiratsurkunden der Großeltern und die Taufscheine. Es war auch sein eigener Taufschein enthalten, dieser war zweisprachig, ausgestellt in tschechischer und in deutscher Sprache. Diesen besitzt er bis heute.

Die Partisanen haben zwischen drinnen wichtige deutsche Personen als Geiseln genommen und haben diese vor das Rathaus gestellt. In einer Reihe war der Bürgermeister, der Schuldirektor, der Bankdirektor und weitere drei Leute aufgestellt – den deutschen Einwohnern wurde gedroht das für jede Familie die die Stadt nicht verlässt einer dieser Menschen erschossen wird.

Vor dem Haus Nr. 79. stand früh ein Partisan mit einer Maschinenpistole und verlangte die Hausschlüssel. So verlas Stefanie Znaimer allein mit ihren drei Kindern das Haus und die Stadt. Teodor Znaimer ist nie aus dem Krieg zurück nach Hause gekehrt.  

Der Weg zur österreichischen Grenze war ein trauriger Marsch. Die deutschen wurden bis zur Grenze zwischen Slavonice und Fratrest getrieben. Dort stand ein Tscheche mit einer großen Kiste neben sich, in welcher er die restlichen Sachen tat, welche den Vertriebenen geblieben sind.  Auf der anderen Seite sind die Vertriebenen wieder nach unten gegangen um komplett ohne irgendwas zur Österreichischen Grenze anzugelangen.  Als Stefanie mit ihren Kindern auf dem Berg in Fratres stand und in die Weite schaute - auf die Kirchspitze in Slavonice, dort sagte sie: „sie haben uns alles genommen, wir können dort nicht mehr hin.“

Die Fortsetzung der Gegebenheit:

Nach der Einreise nach Fratres wurden die Vertriebenen erstmal von einem Bauern aufgenommen weil sie Nachts von den Überfällen der roten Armee gefährdet waren.

Wolfgang Znaimer hat sein neues Zuhause in Kirchheim unter Teck in Baden-Württemberg gefunden, wo er geheiratet hat und ihn vier Kinder, acht Enkel und drei Urenkel erwarteten. Nach Slavonice ist er erstmals im Jahre 1980 zurückgekehrt. Diesen Besuch erschwerten ihm viele Kontrollen. Weitere Reisen nach Böhmen nach Mähren und nach Schlesien haben ihm aber ein Land gezeigt mit einer wunderschönen Umgebung und vieler Kunstwerke. Slavonice, als eine Mittelalterliche und Renesanz Stadt hat in ihm weiterhin den Eindruck hinterlassen, und hinterlässt trotz der Abschiebung seine „Heimat“, hier war und werde ich zuhause sein.“  


Rote Armee
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die Geschichte von Slavonice auf der Landkarte

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Křižovatky konce války - rok 1945 na Slavonicku

Spolkový dům Slavonice Zukunftsraum Thayaland Ministerstvo školství, mládeže a tělovýchovy ČR Post Bellum, z. ú.